Der deutsche Schriftsteller und Publizist Richard David Precht beschreibt in einem aktuellen und absolut lesenswerten Beitrag im Spiegel mit einer derartigen Treffsicherheit die Situation, dass es mir ein Anliegen ist darauf hinzuweisen! Wie kaum jemand zuvor in den den letzten Wochen beschreibt er die Ursache für das Phänomen Sarrazin und kommt in seiner Analyse punktgenau auf die eigentlichen Ursachen für das derzeitige Unbehagen mit der Welt bei vielen Menschen. Es macht natürilch keinen Sinn wenn ich den gesamten Artikel hier nocheinmal als Kopie ins Internet stelle, einige Stellen möchte ich aber doch sehr gerne zitieren:
So schreibt Precht absolut richtig, dass nicht der religiöse Fundamentalismus, sondern die Moralferne der Halbintegrierten, die Melange von religiösem Machismo und Gangsta-Kult, islamistischem und westlichem Chauvinismus eine Bedrohung darstellt. Was die Kinder von Allah und 50 Cent gefährlich macht, sind nicht Gene oder Glaube. Gewalttätige Migranten sind nicht in erster Linie von religiösen Wahnvorstellungen unheilvoll beseelt, sondern weit häufiger von Drogen. In diesem Punkt unterscheiden sie sich nicht von Deutschen.
Flächendeckender Rassismus ist (noch) nicht unser Problem, dafür gibt es ein anderes. Es ist die Angst vor einem Sozialkrieg. Es gibt viele Deutsche und Migranten, die sich zu dieser Wertegemeinschaft nicht mehr zugehörig fühlen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander, die Milieus ohne Tugenden werden vermutlich wachsen: Eure Werte, euer sozialer Friede und eure Moral sind uns scheißegal. Der Moralverlust durchwirkt in je eigener Ausprägung alle Gesellschaftsschichten. Kriminelle Banker, die auf Staatskosten Milliarden verzocken und Millionen-Abfindungen bekommen, Kleinbetrügereien bei der Steuererklärung, tagtägliche Egoismen im Straßenverkehr. „Unterm Strich zähl ich“, wie die Bankenwerbung uns indoktriniert. Auch die Dissozialen unserer Gesellschaft werden weniger durch muslimische Propaganda aufgeheizt als durch kapitalistische: durch Gangsta-Rap, Killerspiele und Pornografie.
Precht schreibt folgerichtig: Eine neue Idee von Wachstum zu entwickeln wäre die wichtigste Aufgabe unserer Wirtschaftspolitik. Aber dies wird nicht diskutiert. Stattdessen ergreift die bürgerlichen Mittelschichten ein fühlbares Unbehagen. Soll man sich mitfreuen, wenn sich der Wirtschaftsminister über den Aufschwung nach der Finanzkrise freut? Hurra, wir dürfen weiter unreflektiert den gleichen Mist machen wie vorher?
So wird es wohl nicht weitergehen können …