Von wegen introvertiert, im Gegenteil: Little Simz verarbeitet in ihrem neuesten Album sensible, private Probleme mit musikalisch großer Geste. Das Grundgerüst des Albums ist klassischer Rap, doch damit einher gehen monumentale Streichermelodien und buchstäblich Pauken und Trompeten. Ich habe nicht das Gefühl Rapmusik zu hören, eher empfinde ich das gesamte Album wie ein Musical oder sogar einen Hollywoodfilm.
Marching Drums und Bläser sorgen für Dramatik, Streicher setzen dem ganzen funkelnde Glanzlichter auf, Pomp und Prunk. Von Anfang an ist zu hören, dass das Album sich nicht an die üblichen Regeln des Hiphop hält, aber die 27-jährige Rap-Artistin hat sich noch nie an die Blaupausen gehalten, die aus den USA über den Atlantik dröhnen.
Little Simz hat jedenfalls Ideen, mutig und intelligent ist sie zudem. „Sometimes I Might Be Introvert“ ist natürlich das Gegenteil, von dem was, es auf diesem Album zu hören gibt. Es ist laut, ex- und egozentrisch, voluminös, anklagend, unbescheiden und frech. Trotzdem kann es sein, dass die Künstlerin hin und wieder auch schüchtern ist, wir wollen hier nicht den Stab brechen über dieses überaus spannende Werk, das auch die eine oder andere ironische Spitze gegen die überkommene, steife Klassengesellschaft bereithält.
Ein Album welches dieses Jahr noch prägen wird!