Ich zitiere eine wirklich zutreffende Kritik von der Amazon Artikelseite des neuen Albums Finding Forever von Common: Ein wohlbekannter Name des Hip Hops ist der Mann aus Chicago spätestens seit dem Album „Resurrection“, welches Mitte der Neunziger erschien – damals kannte man ihn noch unter Common Sense (= gesunder Menschenverstand). Seitdem spitzen so einige Hip Hop-Interessierte die Ohren, wenn sich eine neue Scheibe des Concsious-Rapper in Richtung Plattendschungel bzw. in Richtung Hip Hop-Wüste bewegt. Erstens weil Common für ehrliche, intelligente, aber auch experimentelle Blackmusic steht. Zweitens weil sich das Musikgenre Hip Hop derart unerfreulich entwickelte, dass so manch Einer die Nase voll hat, sich vom allgegenwärtig gewordenen Charts-Hip Hop beprotzen zu lassen. Diese entstandene Nische des Genres nutzen nun wahre Hip Hop-Künstler wie Common, damit diese Musikkultur ihr Gesicht bewahrt. Wenn Talib Kweli sagt, er hätte, nachdem er „Resurrection“ von Common hörte und lieben lernte, sich dafür entschieden MC zu werden, dann glaube ich ihm. Denn Common stand damals für etwas Neues im Hip Hop. Wo früher Public Enemy oder NWA auf die Regierung, das ungerechte System und den Rassismus „schimpften“ und beispielsweise De La Soul für unbeschwerte Partystimmung a la Rappers Delight sorgte, was ja alles seine Berechtigung hat, da erschafft Common mit einer Gelassenheit und Positivität ein neues Bewusstsein des Hip Hops. Keine überspitzten Darstellungen von Gewalt oder Partygelagen, sondern authentische Geschichten über Menschen und deren Schicksale und seinen eigenen Gefühle und Erfahrungen, prägen seine Texte. Er macht Hip Hop zu etwas Greifbarerem, Realerem. Mitgefühl, Glaube und Verständnis sind sein Ausdruck. Schicksale einer Gesellschaft, so nüchtern wiederzugeben, wie sie passieren, kritisieren viel wirkungsvoller und subtiler die Urheber dieser Missstände. Nun stimmte Hip Hop erstmals nachdenklich, im positiven Sinne.
Wer sich also aktuell überzeugen lassen will, sollte mal ein Ohr für die neue LP „Finding Forever“ riskieren. Nach „Be“ die zweite Zusammenarbeit mit Kanye West. Über den sehr selbstverliebten und teilweise doch arrogant erscheinenden Kanye mag man halten was man will, aber in Produktionen für Rapgrößen wie Common leistet er verdammt gute Arbeit. Die Beiden harmonieren hervorragend zusammen. Ob nun „Start the Show“, „The People“, „The Game“ bei dem DJ Premier unwiderstehliche Scratches beigesteuert hat, „U Black Maybe“ oder „Forever Begins“, hiermit beweist Herr West, dass man ihn ernst nehmen sollte. Auch wenn dies anhand seiner Soloalben und seiner eigenen Rapskills nicht immer einfach ist, da er mir zu oft in Richtung Pop abdriftet und seine Stimme und sein simpler Flow nicht so ganz meiner ist. Dennoch versteht er es maßgeschneiderte Beats zu kreieren, und das nicht nur für Common. Unbedingt Erwähnung finden sollte noch „I Want You“ produziert von Will i am, mit einer wunderschön verträumten Hook, und mein Favorit „Misunderstood“ produziert von Devo Springsteen, mit einem Traumsample von Nina Simones „Dont Wanna Be Misunderstood“ und einem melancholisch weichem Beat. Außer kleinen Aussetzern wie z.B. die Hook von „Southside“, ein Pflichtkauf für Leute mit gesundem Menschenverstand. Wenn Hip Hop, dann bitte so!